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NEU: SEISS – Aufbau- & Entstör-Elemente
Die heilerischen Impulse von Willi Seiß
und seiner FREIEN HOCHSCHULE AM BODENSEE
20 Jahre FHaB
2017
Monika Neve: Dieter Brüll hatte in seinem Buch „Der anthroposophische Sozialimpuls" diese Problematik mal angesprochen.
Willi Seiß: Dieses Buch kenne ich nicht. Jedoch diese Handhabung ist ein absolut asozialer Zug in anthroposophischen Zusammenhängen. Bei König hatte es zudem den Hintergrund, dass er meinte, Mitarbeiter an die Arbeit in Camphill-Zusammenhängen zu binden, da sie sich ohne Geld nicht bewegen konnten. So wurde auch uns gesagt: „wohin wollt ihr denn, ihr habt ja kein Geld". Meiner Frau und meine Ersparnisse waren, als wir dieser Arbeit nach fast zwei Jahren den Rücken kehrten, DM 300,--
Monika Neve: ... dass man im Grunde keinen Weg zurück mehr findet. Das widerspricht aber der Freiheit, nach der der Mensch sich wieder anders orientieren können muss, wenn er einen Weg als für sich nicht passend gefunden hat ...
Willi Seiß: Ich hatte damals noch eine Erfahrung in Brachenreuthe. Am Eingang rechts ist ein Hofgut, Stallung mit Gebäude. Der damalige Besitzer überlegte den Verkauf. König und ich hatten mit dem Besitzer ein längeres Gespräch über einen möglichen Kauf. Auf dem Rückweg sagte König zu mir: „Du, das kaufen wir." Und dann sagte er wörtlich: „Da setzen wir ein paar von unseren Leuten rein, denen bezahlen wir ja nichts, und dadurch haben wir das Geld, das zu kaufen." Da lief ein Gedanke in mir ab. der blieb sitzen ... Und zuletzt: Bedenken Sie mal jene Situation, in der ein durch sein Bewusstsein nicht voll beherrschter SS-Mann Karl König an der Grenze nach Italien als seinen "Freund" bezeichnete, wodurch er Österreich verlassen und später Camphill begründen konnte. Was wäre, wenn diese- SS-Mann nicht gewesen wäre? Abgesehen davon, dass es kein Camphill gäbe, was wirkte in jenem SS- Mann und wie vollzog sich diese Wirkung? -
Monika Neve: Also: mit Brachenreuthe ist das Kapitel Camphill für Sie und Ihre Frau erstmal abgeschlossen gewesen?! Was haben Sie dann gemacht?
Willi Seiß: Wir mussten ja leben. Unsere Tochter war in Überlingen geboren. Frau und Kind gingen nach Bad Liebenzell, ich nach Stuttgart. Ein Vater eines unserer Kinder bot mir eine Arbeit an. Er hatte die Vertretung für Großbild-Kameras der Fa. Lindhof in München im süddeutschen Raum, den ich nun bereiste. Nach dem Tod dieses Mannes wechselte ich zur Allianz. Zunächst wurde ich, da gerade die Bauwesen-Abteilung einen Platz frei hatte, Spezialbeamter. In kurzer Zeit erarbeitete ich ein Instrumentarium, mit dem wir die großen beginnenden U-Bahn-Vorhaben in Stuttgart versicherten. Der von mir entwickelte Rahmenvertrag, insbesondere für Tunnelbauten, wurde im ganzen Bundesgebiet angewandt, selbst im Ausland. Ich war ja nicht Jurist. Aber ich konnte die Haftungsfragen für die Auftraggeber vorteilhaft gestalten.
Monika Neve: Das war also ein guter Vertrag, auch für Sie?
Willi Seiß: Ja! Aus diesem Vertrag ergab sich für meine Familie eine wirtschaftlich gesunde basis. Zugleich machte ich mich selbständig mit einer Generalagentur für die Allianz-Versicherung. – Bei der „anderen" Seite waren einfach saubere menschliche Verhältnisse, ob innerhalb der Allianz oder mit den Kunden. Unklare Verhältnisse oder Probleme wie in dem Gemeinschaftsleben in Camphill und später mit anderen Anthroposophen gab es nicht. Heute weiß ich, wie notwendig für Menschen Lebenserfahrungen sind, gerade dann, wenn sie sich schulen wollen. Ich habe nur gute Erfahrungen in der sogenannten äußeren Welt gemacht, menschlich und sachlich. Dazu gehörten die Deutschen Edelstahlwerke, dazu gehört die Allianz. Die Verhältnisse sind eben ganz klar gewesen.